Fliegenruten-Modelle gibt es mittlerweile so viele wie Fischarten und Einsatzgebiete. Als Anfänger kann man da mittlerweile leicht den Überblick verlieren. Dabei sind die allermeisten Fliegenruten von der Grundlage her gleich aufgebaut. Ihr einziges Ziel ist das entspannte Fliegenfischen. Dennoch gibt es bei den Komponenten Unterschiede, die durch Geschmack oder Funktionalität begründet werden. Hier gibt es einige Erklärungen rund um das Thema: Fliegenrute.
Inhaltsverzeichnis:
A. Griffe
B. Rollenhalter
C. Ringe
D. Material
E. Ruten-Aktion
F. Schnurklassen
G. Rutenrohr
H. Hersteller
Griffe
Rutengriffe gibt es heutzutage in verschiedenen Materialien. Meist werden Sie Kork oder Korkgummi hergestellt, wobei es auch noch Varianten aus Schaumgummi gibt.
Half-Wells-Griff
Der Aufbau einer Fliegenrute ist in der Regel bei den meisten Klassen sehr ähnlich. In den Schnurklassen 0-6 dominieren die Griffformen Half-Wells oder aber in abgewandelter Form auch Zigarrengriff genannt. Mit dieser Griffform lässt sich der Zeigefinger schön während des Werfens auf den Griff legen. Dadurch bekommt man nach meiner Meinung einen sehr sauberen Wurfstil. Gerade bei leichten Schnurklassen.
Full -Wells-Griff
Ab Schnurklasse 7 wird in der Regel ein sogenannter Full-Wells-Griff verwendet, der eine Daumenhaltung erlaubt und somit ein kraftvolleres Werfen möglich macht. Bei höheren Schnurklassen wird ein Werfen mit Kraft nötig, sodass die Zeigefingerhaltung unangenehm werden kann. Gerade beim Fliegenfischen im Salzwasser, beim Fischen mit großen Fliegen oder beim Fischen auf große Zielfische ist der Full-Wells-Griff nicht wegzudenken.
Rollenhalter
Uplocking-Rollenhalter
Schaut man auf die Rollenhalter, so dominieren heute bei den meisten Fliegenruten sogenannte Uplocking-Rollenhalter. Hierbei wird mittels einer Mutter ein Schuh über den unteren Teil des Rollenfußes geschoben. Der obere Teil des Rollenfußes wird gleichzeitig in einen fixen Schuh unter dem Griffende geschoben.
Downlocking-Rollenhalter
Bei Downlocking-Rollenhaltern funktioniert das Prinzip umgekehrt.
Vereinzelt gibt es auch Rollenhalter, die mit Hilfe von zwei Schubringen die Rolle an der Rute fixieren. Ein Beispiel dafür sind frühere Modelle der Orvis Superfine Serie.
Grundlage für das Material kann Holz, Alu, Titan, Carbon oder Kunststoff sein. Den Variationen oder Kombinationen von Matrialien sind hierbei keine Grenzen gesetzt.
Ringe
Schlangenringe
Schlangenringe sind über jeweils einen Kontaktpunkt mit dem Rutenblank verbunden. Die durch die Ringe gleitende Schnur bekommt somit weniger Reibung an dem Ring und kann dadurch beim Wurf gute gleiten. Allerdings reibt die Schnur in dem Fall am Rutenblank.
Einstegringe
Im Gegensatz dazu wird die Schnur bei Einstegringen mehr vom Blank weggehalten. Dadurch wird Reibung am Blank minimiert, an den Ringen aber maximiert. Fixiert werden die Einstegringe nur über einen Kontaktpunkt an der Rute.
→ Es gibt Rutenbauer und Fliegenfischer, die die eine oder andere Art von Ringen bevorzugen, da sie auch einen Effekt auf die Aktion und das Wurfverhalten der Rute haben können.
Hakenhalter
Manche Hersteller und Rutenbauen bringen oberhalb des Griffes einen ein kleine Öse, in die man die Fliegen hängen kann. Sie wird ähnlich wie ein Rutenring mit Bindegarn am Rutenblank fixiert.
Material
Aktuell werden die meisten modernen Fliegenruten aus Kohlefaser hergestellt. Dieses Material erlaubt im Bau von Fliegenruten eine sehr hohe Gewichtsersparnis, geringe Wand- und Materialstärken sowie Stabilität. Darüber hinaus bietet Kohlefaser die Möglichkeit Fliegenruten „schnell“ zu machen. Das heißt spritzig, sodass eine hohe Schnurgeschwindigkeit bei Werfen aufgebaut werden kann.
Nachteile haben Kohlefaser-Blanks bei Stößen oder Schlägen. Oft kann ein Schlag zur Schwächung der Fasern führen, was bei einer Belastung (Wurf, Drill, Hänger) zum Bruch der Rute führen kann.
Des Weiteren ist bis heute der traditionelle Bau von Fliegenruten aus Bambus sehr beliebt. Hierbei werden Bambusstämme gespalten und nach einem bestimmten Verfahren zusammengebaut. Das Material (also der Bambus) wird zu einem Großteil in der chinesischen Provinz Tonkin gewonnen. Man nennt diese Ruten sogenannte „gespließte Fliegenruten“.
Ruten-Aktion
Fliegenruten werden mehr oder weniger grob in drei Aktionen eingeteilt. Aktion meint hier die Biegsamkeit, bzw. die Form Biegungsaktion, die der Ruten-Blank unter Belastung abgibt.
- Eine Rute mit einer Spitzenaktion ist eher straff (steif). Ruten mit einer Spitzenaktion werden auch als schnelle Ruten bezeichnet. Hier wird bei Belastungen (wie beim Werfen) zumeist nur der obere Teil der Rute belastet. Mittel- und Handteil der Rute werden kaum gebogen.
- Bei mittleren Aktionen biegt sich die Rute bis in den mittleren Bereich. Der Wurfstil wird langsamer und es werden beim Wurf mittlere Schnurgeschwindigkeiten erreicht.
- Bei der parabolischen Aktion biegt sich die Rute teilweise bis über den mittleren Bereich hinaus. Die Schnurgeschwindigkeit ist jetzt relativ langsam, sodass ein moderater Wurfstil möglich wird.
Heutzutage werden sehr viele Rutenserien mit schneller Aktion auf den Markt gebracht. Manche Hersteller erlauben aber eine Auswahl der Aktion beim gleichen Rutenmodell. Für Anfänger beim Werfen lohnen sich indes eher langsame Ruten, da das Werfen hier gemäßigter ist.
Schnurklassen
Mittlerweile gibt es Fliegenruten in den Schnurklassen von #000 bis #14. Es lassen sich also unterste Schnurklassen werfen und kleinste Fliegen präsentieren. Ziele hiervon sind kleine schmale Bäche oder sogenannte Panfish (kleine Barsche).
Mit Schnurklasse 14 werden große Meeresfische befischt, bei denen schwere Fliegen geworfen und lange Drills bestanden werden müssen.
Wer als Anfänger an einem mitteleuropäischen Forellenbach unterwegs ist, sollte mit einer Rute der Klasse 5 in 8,6 Fuß Länge gut bedient sein.
Wer ein kleineren Bächen fischen möchte und über ein gewisse Grunderfahrung im Werfen hat, kann mit einer Bachrute der Länge 7 ft und der Schnurklasse 3 oder sogar geringer gut auskommen. Kleinere Nymphen und vor allem Trockenfliegen lassen sich mit solchen Rutenklassen hervorragend präsentieren.
Für Meerforellen,Rapfen oder Barben eignet sich eine Rute der Klasse 7. Für Hechte und sehr große Streamer eignet sich eine Rute der Klasse 9 besser.
AFTMA-Klassen und die entsprechenden Schnurgewichte:
AFTMA-Schnurklasse | Grain | Gramm |
0 | 40 | 2,6 |
1 | 60 | 3,9 |
2 | 80 | 5,2 |
3 | 100 | 6,5 |
4 | 120 | 7,8 |
5 | 140 | 9,1 |
6 | 160 | 10,4 |
7 | 185 | 12 |
8 | 210 | 13,6 |
9 | 240 | 15,6 |
10 | 280 | 18,2 |
11 | 330 | 21,4 |
12 | 380 | 24,7 |
13 | 430 | 28 |
14 | 480 | 31,2 |
15 | 530 | 34,5 |
Rutenrohr als Transportschutz
Um die oft sehr teuren Ruten beim Transport zu schützen lohnt sich die Benutzung eines Rutenrohres. Meist werden diese mittlerweile beim Kauf einer Rute mitgeliefert. Wer sich ein individuelles Schutzrohr zulegen möchte, findet in diesem amerikanischen Spezialgeschäft eine tolle Auswahl. Besonders edel sind dabei Rutenrohre aus Aluminium oder Leder. Oft werden Fliegenruten auch in Cordura-Rohren geliefert, die eine genauso gute Funktion erfüllen.
Hersteller und Marken
- SAGE
- Winston
- Orvis
- Guideline
- Loop
- Vision
- Powell
- Scott
- Scierra
- G.Loomis
- Echo
- House of Hardy
- Greys
- DAM
- Shakespeare
- Thomas & Thomas
- Douglas
Das Werfen mit einer Fliegenrute lernt man übrigens am besten in einem Fliegenfischerkurs.
Interessante Weblinks zum Thema Fliegenruten:
5er Rutentest 2013
4er Rutentest 2012
8er Rutentest 2011